Was wird in dem Teilprojekt 3.2 untersucht?

Im Teilprojekt „Lokale Strategien für die wirtschaftliche Entwicklung“ untersuchen wir mithilfe eigener Erhebungen die spezifischen Probleme und Chancen ausgewählter ländlicher Arbeitsmärkte in insgesamt vier Regionen in Deutschland und Frankreich. Die Erhebungen des Thünen-Instituts in den deutschen Regionen werden durch Forschungsmittel des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert.

Fragestellung

Wir möchten die Frage beantworten, wie stark die Bedingungen lokaler Arbeitsmärkte und ihrer Institutionen die Handlungsmöglichkeiten und –spielräume von Unternehmen und Beschäftigten bestimmen.

Fig1

Um diese Fragen zu beantworten, identifizieren wir zunächst Strategien von Unternehmen und anderen lokalen Akteuren im Umgang mit Fachkräften und vergleichen sie miteinander. Weitergehend untersuchen wir, wie sich die unterschiedlichen Strategien auf die Entwicklung der Unternehmen und speziell auf ihre Innovationstätigkeit auswirken. Vor diesem Hintergrund sollen Möglichkeiten und Grenzen der Übertragbarkeit von Strategien auf andere Unternehmen und Regionen diskutiert werden.

Die Untersuchung konzentriert sich auf die Situation von Unternehmen und Beschäftigten des Ernährungsgewerbes. Die Konzentration auf eine Branche gewährleistet die Vergleichbarkeit von Strategien und der Bedeutung des Umfeldes. Das Ernährungsgewerbe steht als typisch „ländlicher“ Sektor im Fokus. Darüber hinaus wird ihm, wie den Unternehmen „ländlicher“ Räume allgemein, oft eine geringe Innovationsneigung zugeschrieben. In der Studie soll ein differenzierterer Blick helfen, auch kleinschrittige und organisationale Innovationen zu würdigen. Damit wollen wir einen Beitrag dazu leisten, dass sich die Strategien auch solcher Unternehmen bewerten lassen, die nicht zum Hochtechnologiebereich gehören.

Zielsetzung

Indem wir bei Entscheidungen und Strategien den jeweiligen Kontext beachten, hoffen wir, zu einer differenzierteren Beurteilung von Strategien unterschiedlicher Institutionen im Umgang mit Fachkräften beizutragen. Damit adressieren die Ergebnisse der Studie die wichtige Frage nach den Bedingungen der Übertragbarkeit von sogenannten „Best Practices“. Diese Ergebnisse sollen Unternehmen und anderen Institutionen helfen zu entscheiden, an welchen Erfahrungen sie sich orientieren können. Die Ergebnisse sollen außerdem helfen, die Förderung der regionalen Wirtschaft genauer an die spezifischen Bedürfnisse von Beschäftigten und Unternehmen in unterschiedlichen Wirtschaftsräumen anzupassen.

Wie gehen wir vor?

Unsere Untersuchung besteht aus mehreren Schritten. Es kommen vielfältige Methoden zum Einsatz.

Fallstudienansatz – Ernährungswirtschaft in peripheren und zentralen Regionen

Wir verwenden einen Fallstudienansatz, das heißt die Fragestellung wird beispielhaft und intensiv in ausgewählten Regionen untersucht. Unsere Untersuchung konzentriert sich auf Unternehmen und Beschäftigte der Ernährungswirtschaft und auf Arbeitsmarktregionen, in denen die Ernährungswirtschaft eine relative hohe Bedeutung hat und eine positive Entwicklung ihrer Beschäftigten in den vergangenen Jahren aufweist. Von den insgesamt vier Fallregionen liegen zwei in Frankreich und zwei in Deutschland. In jedem Land werden wir eine eher zentrale Arbeitsmarktregion und eine eher peripher gelegene Region mit hoher Bedeutung der Ernährungswirtschaft untersuchen.

Abbildung: Aufbau der Untersuchung (Trustee 3.2)

Fig2

Innerhalb jeder Region werden die arbeitsmarktrelevanten Institutionen und die Unternehmen des Ernährungsgewerbes identifiziert und nach beobachtbaren Merkmalen klassifiziert. Da auch die Strategien verschiedener Unternehmen innerhalb einer Region untereinander verglichen werden, ergeben sich trotz der relativ geringen Zahl an Fallregionen viele Vergleichsdimensionen.

Auswahl und Charakterisierung von Regionen und Institutionen

Die Fallstudienregionen wurden mithilfe einer statistischen Analyse bestimmt. Ausgewählt wurden Regionen mit einer relativ großen Bedeutung des Ernährungsgewerbes und einer positiven Entwicklung der Zahl der Beschäftigten des Sektors. Die Auswertung von Regionaldaten der amtlichen Statistik dient auch der weiteren Charakterisierung und Beurteilung der ausgewählten Regionen.

In intensiver Internet- und Dokumentenanalysen werden qualitative Daten zu den Regionen, ihren Institutionen und Unternehmen gesammelt, anhand derer eine (weitere) Charakterisierung und Klassifizierung von Regionen, Institutionen und Unternehmen erfolgt. Dieser Schritt dient in erster Linie der Vorbereitung der weiteren Erhebungen. Oft bieten Webauftritte von Unternehmen und anderen Institutionen auch schon die Möglichkeit einer ersten groben Identifizierung von Strategien am Arbeitsmarkt, im Beschäftigungsmanagement und in der Marktpositionierung.

Workshops

Die Untersuchungen in den Regionen selbst beginnen mit einem Workshop für die lokalen Wirtschaftsakteure. Dieser Workshop dient der Information der lokalen Akteure über das Vorhaben. Externe Referenten liefern Inputs zum Thema der Bedeutung des internen Personalmanagements und der Rolle externer Institutionen des Arbeitsmarktes unter verschiedenen Rahmenbedingungen. Abschließend gibt es die Gelegenheit zur Diskussion bzw. zum Austausch der eigenen Erfahrungen mit den vorgestellten Ansätzen.

Wir sammeln und klassifizieren nicht nur Strategien der verschiedenen Institutionen, Beschäftigten und Unternehmen, sondern hoffen auch, Aussagen dazu treffen zu können, wie groß der Handlungsspielraum von Unternehmen und Beschäftigten des Ernährungsgewerbes unter den verschiedenen Umständen tatsächlich ist. Diese Ergebnisse werden abschließend in den Fallstudienregionen in einem zweiten Workshop präsentiert und zur Diskussion gestellt. Die Ergebnisse der Diskussion fließen in die abschließende Auswertung ein. Die Ergebnisse der Studie werden den beteiligten Institutionen und Unternehmen zur Verfügung gestellt und, wo gewünscht, um spezifische Erläuterungen ergänzt.

Erhebungen in den Regionen – Wer wird befragt?

In die Studie fließen vor allem Informationen aus eigenen Erhebungen in den Fallstudienregionen ein. Auf der einen Seite stehen teil-standardisierte Befragungen zu Strategien und Handlungsspielräumen des Managements und der Beschäftigten der regionalen Betriebe der Ernährungswirtschaft. Die Strategien und Erfahrungen anderer für den lokalen Arbeitsmarkt relevanter Institutionen werden in Interviews erfasst. Zu diesen Akteuren gehören öffentliche und private Bildungseinrichtungen ebenso wie Stadt-/Landkreisverwaltungen, Arbeitsagenturen, IHK, HWK und andere Dienstleister, Verbände, Netzwerke und Vereine.

<Früher Nächste>